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BLITZLICHTGEWITTER

Hoher Besuch aus Bern. Oder: Die Werkstatt ist der Star.

Vor 15 Jahren macht das Landheim in Sachen Ausbildung der Jugendlichen einen entscheidenden Schritt in die Zukunft: Die neue Werkstatt ist so gut, dass 2009 sogar eine Bundesrätin extra aus Bern anreist um sie einzuweihen.

2009

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Völlig neues Raumgefühl: Die neue Werkstatt vor dem Bezug

Die alten Werkstätten von 1984

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf bei der Ankunft im Landheim am 29. Oktober 2009

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Auf Rundgang mit der Justizministerin

Der damalige Gesamtleiter Chris Clausen und der heutige Ausbildungsleiter Franz Erhardt blicken zurück auf den Besuch der Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.

Begib dich mit ihnen auf einen Rundgang durch die neue Werkstatt!

«Widmer-Schlumpf gab Jugendlichen Mut für einen neuen Anlauf»

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Treffen an der Drehbank: Die Justizministerin begrüsst Raphael, der nach Problemen mit Lehrern und der Polizei einmal Kleinkinderzieher werden will. Foto: Nathalie Guinand

Die Justizministerin hat gestern die neue Werkstatt des Jugendheims Landheim in Bassersdorf eingeweiht. Genauso wichtig war ihr der Kontakt mit den Bewohnern.

Von Heinz Zürcher

Bassersdorf – Die jungen Männer empfingen Eveline Widmer-Schlumpf mit einem warmen Applaus. Ihr «Grüezi mitenand» ging im Festsaal des Jugendheims beinahe unter. Die Justizministerin war extra aus Bern angereist, um die neue Werkstatt einzuweihen. 32 junge Männer im Alter zwischen 15 und 22 Jahren wohnen im Landheim Brüttisellen. Sie sind von der Schule geflogen, haben mit Cannabis gehandelt, Autos gestohlen oder Personen überfallen. Im Landheim bekommen sie eine zweite Chance. Hier können sie acht verschiedene Berufe erlernen und mithilfe der Einrichtung meistens auch eine Stelle finden. «Diese Möglichkeit haben nicht alle Jugendlichen», sagte Widmer-Schlumpf, besonders in der derzeit schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt.

Auch von einer Werkstatt wie der für 7,5 Millionen Franken erbauten können viele nur träumen. Die Arbeitsplätze im Holzbau sind hell, die Platzverhältnisse grosszügig. Die Bewohner äusserten sich denn auch zumeist positiv über das Leben im Heim. Kritisieren wollten sie nur den Lohn und den Ausgang, den es für sie unter der Woche nur einmal gibt. Die Justizministerin hörte sich nicht nur die Sorgen der Bewohner an, sie ging auch auf politische Fragen ein. Einer wollte wissen, wie man Bundesrätin wird. «In meinem Fall, indem man es gar nicht will», antwortete sie und provozierte vor allem die Mitarbeitenden des Heims zu einem lauten Lachen.

 

«Ihr Auto ist wunderschön»

Bei einem Rundgang schaute sich die Bundesrätin auch in den Zimmern der Jugendlichen um. Etwa beim 17-jährigen Blerim*, der mit Gelfrisur und breitem Lächeln im Türeingang stand. Auf einem Regal lag ein Anhänger mit Mercedes-Logo und auf einem Tischchen lagen zwei Tageszeitungen. Wegen des Besuchs der Bundesrätin habe er extra aufgeräumt. Aber auch sonst sei sein Zimmer das sauberste von allen. «Es ist super, dass sie hier ist», sagte er nach der Kurzvisite. «Sonst hätte ich nie eine Bundesrätin getroffen. Und ihr Auto ist wunderschön.» Blerim hat mit 15 eine Tankstelle überfallen. «Bewaffnet und mit Maske – wie im Film», sagte er und lächelte verlegen. Er schäme sich dafür und wolle sein Geld nun ehrlich verdienen.

 

Im Heim könnten die Jugendlichen an ihrer Zukunft arbeiten, sagte Heimleiter Chris Clausen, als er in einem Treibhaus der Gärtnerei den offiziellen Teil mit einem Ansprache eröffnete. Es sei jedoch schade, dass gewisse Politiker straffällige Jugendliche teilweise lieber verwahren wollten. Chris Weilenmann, Präsident der nach dem Gründer des Landheims benannten Caspar-Appenzeller-Stiftung, sah dies genauso. Die Arbeitsplätze seien in Erstellung und Betrieb zwar teuer. Junge Männer gar nicht zu resozialisieren, koste letztlich aber mehr. Auch André Woodtli, Chef des kantonalen Amts für Jugend und Berufsberatung, lobte die Jugendstrafrechtspflege in der Schweiz. Im Landheim lernten die Jugendlichen, dass sie etwas aus ihrem Leben machen sollten. Und am einfachsten geschehe dies, indem sie ihre berufliche Ausrichtung festlegten.

 

Eveline Widmer-Schlumpf sprach in ihrer Rede von einer eigenen Identität, welche die Jugendlichen durch die Berufsausbildung finden würden. Der 16-jährige Raphael, den die Bundesrätin auf einem Rundgang durch die neue Werkstatt kennen lernte, erzählte ihr auch gleich, wie er nach Problemen mit Lehrern, Eltern und der Polizei wieder den Rank finden will. Er möchte im Landheim sein Berufsfindungsjahr abschliessen und später Kleinkinderzieher werden.

 

* Name geändert.

Tages-Anzeiger vom 30. Oktober 2009

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Ausbildung
in top ausgestatteten Betrieben

Im Erdgeschoss entstehen drei Abteilungen für die Ausbilung der Jugendlichen: eine Schreinerei, eine Metallwerkstatt und der Recycling-Betrieb. Sie werden ausgerüstet mit modernsten Maschinen und hervorragender Ausstattung. Das Ausbildungsangebot im Landheim erreicht eine neue Dimension.

Gut ausgebildete Arbeitserzieher bilden die Lehrlinge auf Niveau EBA und EFZ aus - heute werden auch Praktische Ausbildungen PrA angeboten.

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Berufliche Orientierung in der Trainings- und Orientierungswerkstatt

Das Landheim konzipiert ein neues Berufsfindungsjahr (BFJ) - Neu eintretende Jugendliche machen erste Schritte in die Berufswelt mit kreativen, projektartigen handwerklichen Arbeiten in der neuen Trainings- und Orientierungswerkstatt (T&O), die sich im Obergeschoss befindet. Im Berufsfindungsjahr erkunden die jungen Männer verschiedene Berufe, erlangen Ausbildungsreife und bereiten sich auf ihre Berufsausbildung vor.

Das Programm umfasst zudem individualisierten schulischen Unterricht in kleinen Gruppen und wird seit über 15 Jahren in leicht modifizierter Form erfolgreich angeboten. Engagierte Arbeitsagogen unterstützen und begleiten die Jungs bei der Orientierung auf ihrem individuellen persönlichen Weg.

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